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Freude an Musik und Kultur von Anfang an
Warum sind Musik, Tanz und kulturelles Erleben für Kinder so wichtig? Welche Voraussetzungen braucht es, um schon Kleinkindern mit Kunst und Kultur in Berührung zu bringen?
Diese und viele weitere Fragen standen im Zentrum des „Symposium I. Durch Musik.Kunst.Kultur wachsen – Frühkindliche kulturelle Bildung als Basis.“, das vom MKM – Musik & Kunst Schulen Management NÖ und der mdw- Universität für Musik und Darstellende Kunst veranstaltet wurde.
Die Expertinnen und Experten am Podium waren sich einig, dass es für Elementare Musikpädagogik (EMP) nicht nur die besten Lehrerinnen und Lehrer braucht, sondern auch geeignete Räume und Verständnis dafür, warum das so wichtig ist.
Zugang zu Kultur ist ein Kinderrecht
„Kinder haben nicht nur das moralische Recht auf Kulturelle Bildung, sondern es ist auch in der UN-Kinderrechtskonvention verankert“, machte Tamara Ofenauer-Haas, Geschäftsführerin des MKM NÖ, aufmerksam. „EMP - Elementare Musikpädagogik ist keine Freizeitbetreuung, sondern es ist eine Bildungsmaßnahme und ein erster Kontakt mit Kunst und Kultur in den Musikschulen“, erklärte Ofenauer-Haas, die selbst jahrelang EMP unterrichtet hat.
Landtagsabgeordneter Florian Krumböck, der als Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner das Symposium eröffnet hat, meinte, dass Wachstum immer davon abhängig sei, wer das Wachstum begleitet. „Wir alle tragen Verantwortung, dass Wachstum möglich wird und der Auftrag an uns alle ist, den Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.“
Keynote-Speakerin Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss, Professorin für Kulturelle Bildung in Hildesheim (D), erklärte, dass Kulturelle Bildung keine Elitenbildung sei, sondern ein wesentlicher Teil der Allgemeinbildung und vor allem über die Sinne erfolgt – so wird etwa das Musizieren nicht im Gedächtnis, sondern im Körper gespeichert. Auch das Erlernen der Sprache wird durch Rhythmus und Körpererfahrungen erleichtert. „Wenn wir die Kinderrechte ernst nehmen, brauchen wir nichts neu schreiben“, meinte die Expertin.
Elementarpädagogiklehrende benötigen die beste Ausbildung
Dorothy Conaghan vom Internationalen Musikrat in Paris, der an die UNESCO angegliedert ist, meinte dass kulturelle Bildung in Schulzeiten stattfinden und künstlerische Betätigung auch für weniger talentierte Kinder offenstehen müsse. „Schulen sind dafür sehr wichtig und Musiklehrer an der Musikschule sollte ein attraktives Berufsbild sein“, so die Expertin mit großer internationaler Erfahrung.
Ulrike Sych, Rektorin der mdw – Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, ist der Meinung, dass der Ausbildungszweig Elementare Musikpädagogik ausgebaut gehört, da Kinder dabei Kompetenzen erlernen. Und: „Musikpädagogik gehört auf die Uni!“ Veronika Kinsky, die ebenfalls an der mdw beschäftigt ist, brachte zahlreiche Beispiele aus der Forschung, die belegen, dass elementares Musizieren Vorteile für die kindliche Entwicklung bringt, etwa bei der Impulskontrolle, der sprachlichen Entwicklung oder bei der Deutung der Körpersprache anderer Menschen.
Stephan Hametner kritisierte, dass bei der Lehrerausbildung die Musikfächer gekürzt wurden, „wenn Fächer ‚Federn lassen‘ müssen, dann ist es immer bei Musikfächern“, ärgerte sich der Professor an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz.
Musik hilft beim Ausdruck von Emotionen
Die Sicht des Spitzenmusikers brachte Matthias Schorn ein. Er ist Soloklarinettist an der Wiener Staatsoper bzw. bei den Wiener Philharmonikern und erzählte davon, wie Musik in seiner Kindheit Emotionen ausgelöst hatte. „Möglichst viele Kinder sollten das Glück haben, das auch zu spüren.“ Auch Fabian Mittermayer, Konzertmeister des Jugendsinfonieorchesters Niederösterreich, sprach sich dafür aus, dass jedes Kind die Möglichkeit haben sollte, zumindest elementar Musik zu machen, denn „ich kann durch Musik ausdrücken, wofür ich keine Worte habe“, so der talentierte junge Musiker, der die Musikschule in Klosterneuburg besucht hatte und mittlerweile am Mozarteum in Salzburg studiert.
Musik macht Freude
„Musik verbindet und sie macht Spaß und glücklich“, sagte die bekannte Musicaldarstellerin Marjan Shaki, „und wir brauchen glückliche Kinder, weil sie die Welt besser machen können.“ Daran schließt auch Musikschulleiterin Anna Thallauer an: „Die Kinder kommen nicht, weil sie mit musikalischer Bildung vielleicht auch besser schreiben und lesen lernen, sondern sie kommen, weil es ihnen Freude macht, und das ist das Wichtigste!“ Sie kritisierte, dass es schwierig sei, als Musikschule in die Kindergärten zu kommen, weil geeignete Räume fehlen würden. Dieses Thema sprach auch die Horner Stadträtin und Musikschulverbandsobfrau Barbara Stark an – den Gemeinden sei das Problem bewusst.
Vorzeigeprojekt in NÖ: KUKUDU
Ein Projekt, das seit einiger Zeit in den Kindergärten in Niederösterreich läuft, ist KUKUDU – KUnst, KUltur & DU, das vom MKM NÖ entwickelt wurde. Bereichsleiterin Veronika Larsen stellte die Eckpunkte des Projekts vor, bei dem ausgebildete KUKUDU-Vermittlerinnen und Vermittler in die Kindergärten gehen und den Kindern einen ersten Zugang zu Musik und Kunst zeigen. „Das Projekt ist gelungen, wenn es viele Musikschulen animiert, mitzumachen und auch andere Länder sehen, dass man selbst solche Strukturen bauen kann“, so Larsen.
Die Sängerin und Musikmittelschullehrerin Tanja Trappl brachte die Sicht aus der Arbeit mit Jugendlichen ein und erklärte die Arbeitsweise und Struktur der Musikmittelschulen. Elternvertreter und Musikschulbeirat Georg Berger fasste den Nachmittag gut zusammen: „Kunst- und Kulturbildung eröffnet das Potenzial des ganzen Menschen“, so der Direktor einer Regionalbank und begeisterter Hobbymusiker, der in seiner Bank einen Mitarbeiterchor gegründet hat.
Fortsetzung folgt
„Dieser dichte und informative Nachmittag war nicht einfach nur eine Veranstaltung zum Thema kulturelle Bildung“, erklärte Martin Lammerhuber, Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich zum Abschluss, „sondern der Auftakt für weitere Diskussionen und Folgeveranstaltungen. Wir möchten in dieses Thema intensivieren, weil es wichtig ist. Kultur beginnt im Kleinen, in der Region und bei den Kindern!“
Einen Einblick in Elementare Musikpädagogik gibt der Imagefilm: